Die ersten Tage in einer Mensch-Pferdebeziehung können eine wertvolle Zeit sein, und der Grundstein für einen gemeinsamen harmonischen Weg. Vor allem für ein junges Pferd sind Geduld und Verständnis überaus wichtig.
Bevor unsere Pferde zehn- und sechsjährig zu uns gekommen sind, hatten sie bereits eine Vergangenheit und unschöne Erfahrungen hinter sich, die Spuren hinterlassen haben und die wir gemeinsam überwinden mussten. Ein langer steiniger Weg, den ich nicht missen möchte … und dennoch denke ich hin und wieder darüber nach, wie es gelaufen wäre, wenn unsere Pferde als Fohlen/Jungpferde zu uns gekommen wären und wir sie mit dem Wissen ausbilden hätten können, das wir jetzt haben. Nun ja, Zeit lässt sich bekanntlich nicht zurückdrehen und Dinge, die geschehen sind, lassen sich nicht ungeschehen machen. Es ist, wie es ist. Wir sind glücklich, mit unseren Pferdemädels einen Weg gefunden zu haben und gemeinsam schöne Stunden und Geborgenheit erleben zu dürfen.
Wie es auch anders, pferdegerecht, laufen kann, darüber geht es in diesem Beitrag: »Sami & Little P« – der Weg eines Jungpferdes.
Es geht um eine junge Frau, die sich mit einer zweijährigen Quarterstute ihren Lebenstraum erfüllt hat, die sich unheimlich viel Gedanken macht und an sich arbeitet, um ihr junges Pferdemädchen in Ruhe auszubilden.
Das erste Kennenlernen
»Ein ruhiges, harmonisches, geduldiges, unaufdringliches Kennenlernen zwischen Mensch und Pferd ist der eine der wertvollsten Säulen auf dem Weg zur Geborgenheit.«
Ein schöner Spätsommertag war der Tag, an dem Samis größter Traum in Erfüllung ging. Der Tag, an dem die gemeinsame Reise begann: die Reise von »Sami & Little P«.
Der Züchter von »Little P«, bei dem sie geboren wurde und aufwuchs, brachte die zweijährige Quarterstute zusammen mit einer erfahrenen älteren Stute in ihr neues Zuhause – einen Offenstall mit einer Stutengruppe. Hier wurde sie von Sami schon sehnsüchtig erwartet.
Die ersten paar Stunden in der Eingliederungskoppel durfte sie noch mit dem ihr bekannten Pferd verbringen, musste sich dann aber verabschieden, was ihr nicht leicht fiel. Glücklicherweise war die Stutenherde gleich in der Nebenkoppel und damit in der Nähe. So beruhigte sich »Little P« auch bald, und ließ sich nach und nach auf die neuen Pferde ein, die immer wieder zu ihr an den gemeinsamen Zaun kamen, wo sie sich beschnuppern konnten.
Die erste Woche war eine Zeit der Annäherung, des Eingewöhnens, des ersten Kennenlernens. Das machte Sami auf der Eingliederungskoppel, was ich einfach nur schön fand. Sie besuchte »Little P« mehrmals täglich, brachte ihr eine Schüssel Futter, putzte sie, fand die Lieblingskraulstellen oder war einfach nur da und setzte sich zu ihr ins Gras.
»Diese erste Zeit, das erste Kennenlernen ohne irgendetwas zu wollen, einfach nur da sein und einem durch Umzug und neuer Umgebung verunsicherten Pferd zu vermitteln ›ich möchte für dich da sein und geb auf dich acht‹, ist am Beginn eines gemeinsamen Weges, eines der wichtigsten und wertvollsten Momente, einer der Grundsteine und eine Gelegenheit, die so nie wieder kommen wird.«
Versetzt man sich in »Little P«, dann ist es doch verständlich, dass sie sich in der neuen Umgebung erst einmal zurechtfinden muss. Alle ihr bis dahin bekannten Pferde und Menschen sind plötzlich nicht mehr da. Alles ist neu, riecht anders, das Heu schmeckt anders, die Geräusche und die Umgebung können einem jungen Pferd im besten Fall nur suspekt sein, im schlimmsten Fall absolut furchterregend. »Little P« hat diese ersten Tage wunderbar erleben dürfen und gut gemeistert, konnte nach einigen Tagen für ein paar Stunden in ihre neue Herde, bis sie schließlich dauerhaft eingegliedert wurde.
So nach und nach zeigte Sami »Little P« mehr von der neuen Umgebung: angefangen beim Putzplatz, dem Hof und ganz unverhofft ergab sich ein kleiner erster Spaziergang mit zwei erfahrenen Pferdemädels, die sie in die Mitte nahmen und ihr so Sicherheit gaben. Und die kleine Fellnase ist gelaufen wie eine Große.
Wer möchte, kann »Sami & Little P« gerne auf Instagram folgen.
Julie von Bismarck hat vor kurzem auf Facebook und Instagram sehr berührende Worte über »Unverdorbene Pferde« veröffentlicht.